Siehst du im Anderen noch den Täter oder erkennst du in ihm schon das Opfer seiner eigenen Überforderung?



Erkenne, dass dein Gegenüber gerade in Not bzw. "vorübergehend verhindert" ist. Sei gnädig mit dem "temporär Überforderten" ...


Erinnere dich daran, dass jeder Mensch ein guter, wohlwollender Mensch ist. Allerdings nur, WENN eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sind. Manchen reicht schon ein Dach überm Kopf, genug Essen und ein Leben in Frieden und Sicherheit. Manche brauchen den bestbezahlten Job, das schnellste Auto und den grünsten Rasen, um ihren inneren Frieden zu finden - wenn überhaupt.

Wer auch immer vor dir steht und was auch immer er oder sie gerade gemacht hat: Die Person war nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte.

Die Person war "temporär verhindert". Das geht vorbei. Es geht jetzt im Moment deiner Anspannung nicht darum, zu warten bis es dem Anderen wieder besser geht oder ihm gar zu helfen. Nein, es geht allein darum zu SEHEN, dass dem Anderen etwas fehlt oder ihn etwas stört.

Diese Sicht auf die momentane Not des Anderen gelingt dann gut, wenn du humanistisch denken kannst. Humanismus ist der unerschütterliche Glaube an den Menschen. Dass er im Prinzip ein liebender, gütiger Mensch ist und dass er das auch wieder werden kann. Sieh die Not des Anderen, denke humanistisch und beobachte, wie dein Ärger sich legt ...

Du kannst sogar noch einen Schritt weitergehen, aber der ist echt heftig: Vergeben. Verzeihe, weil dich das ultimativ befreit. Nicht vergessen, aber loslassen. Wenn das unerreichbar scheint, vielleicht im nächsten Leben ... ;-)