Was ist der Unterschied zwischen Bedürfnissen und Strategien?
Bei Bedürfnissen handelt es sich um alle deine Werte (im Innen), die du dir mithilfe von Strategien (im Außen) zu erfüllen versuchst. Wenn du z. B. das Bedürfnis nach Erholung hast, hättest du als "bedürfnisbezogene" Strategien die Möglichkeit, zu schlafen, einen Spaziergang zu machen, in die Sauna zu gehen etc.
Durch dieses Beispiel wird bereits deutlich, dass für ein einzelnes Bedürfnis – in diesem Fall Erholung – mehrere geeignete Strategien in Betracht kommen (Schlafen, Spazieren, Saunagang). Die Unterscheidung ist wichtig, weil Bedürfnisse im Kern nicht verhandelbar sind (wer Erholung braucht, braucht nun einmal Erholung), während bei der Suche nach passenden Strategien oft mehrere Wahlmöglichkeiten bestehen.
Die Unterscheidung ist vor allem deshalb wichtig, weil wir oft etwas gegen bestimmte Strategien haben (Lästern, Augen verdrehen, Anschreien ...), ohne das Wofür der Strategie zu erkennen. Wenn wir hingegen den Grundsatz "Hinter jedem unerwünschten Verhalten steckt eine positive Absicht“ beachten, bleiben wir wesentlich offener, zugewandter und neugieriger, um den jeweiligen Menschen besser verstehen zu wollen. Damit ist dann auch eine differenzierte Rückmeldung möglich, etwa so: "Ich bin nicht einverstanden, dass du mich schon nach drei Sätzen unterbrichst. Aber ich gehe davon aus, dass du möglichst schnell zur Problemlösung beitragen willst und deshalb nicht so gut warten kannst, bis ich fertig bin." Wer so spricht, trägt dazu bei, dass das Gegenüber nicht angegriffen wird ("Lass mich ausreden!"), sondern wahrgenommen, wertgeschätzt und eingebunden wird.
Ein anderes Beispiel wäre Macht. Viele Menschen halten Macht für ein Bedürfnis, dabei ist es eine Strategie (mit vielen Gesichtern). Ein Machtwort sprechen wäre eine spezifische Strategie, um sich mithilfe von Worten (und passender Stimme und Körpersprache) durchzusetzen, um letztlich Ruhe, Sicherheit oder Frieden zu erreichen. Der, der ein Machtwort (=Strategie) gesprochen hat, kann sich sicher sein (Bedürfnis), dass es keine Nachfragen mehr gibt.